Wie thematisiere ich den Klimawandel mit Kindern und Jugendlichen im kirchlich-religiösen Umfeld?

Schüler*innen streiken, Banken werden blockiert und Politiker*innen daran bewertet: Der Klimawandel hat den Sprung in die Schlagzeilen geschafft. Und wie steht es mit den Kirchen? Geht uns als Christ*innen das Thema Klimawandel und Umweltschutz überhaupt etwas an? Und wie können wir dies in der Jugendgruppe oder der Jungschar thematisieren?

Für einen Workshop habe ich mir genau diese Fragen gestellt und habe gemerkt, dass es relativ wenig Ressourcen im Internet und anderswo gibt, wie wir als Leitungspersonen im kirchlichen Umfeld, das Thema Klimawandel mit unseren Kindern und Jugendlichen anschauen können. Dabei glaube ich persönlich, dass es ein Thema sein sollte, das wir als Christ*innen an vorderster Front mittragen und uns dafür einsetzen. Unser Gott ist ein Gott, der sich von uns wünscht, dass wir Gerechtigkeit und Liebe in diese Welt hineintragen. Wir sind dazu geschaffen, uns um die anderen Lebewesen zu kümmern, so wie Gott sich um sie kümmert und Leben zu erhalten. Dies aber tun wir nicht. Wir fördern vielmehr Ungerechtigkeit zwischen den Völkern und Lebewesen und wir fördern den Tod, mehr als das Leben (Menschen sterben bereits heute an den Folgen des Klimawandels und Schätzungen zufolge, sterben jeden Tag ca. 100 Arten von Tieren und Pflanzen aus). Es gilt, uns und unsere Art zu leben zu verändern, damit wir mehr dem ursprünglichen Wunsch Gottes von dieser Welt entsprechen können.

„Der HERR hat euch doch längst gesagt, was gut ist! Er fordert von euch Menschen nur eines: Haltet euch an das Recht, begegnet anderen mit Güte, und lebt in Ehrfurcht vor eurem Gott!“

Micha 6, 8

Ich glaube nicht, dass es eine perfekte Art gibt, die Klimakrise zu thematisieren, sondern dass es vielmehr drei Ansatzmöglichkeiten gibt, sich damit auseinanderzusetzen. Diese können in einem konzentrischen Kreis mit 3 Elementen dargestellt werden:

Ich beschreibe die einzelnen Elemente des Kreises unten genauer. Wichtig zu beachten ist, dass das eine Element nicht ohne das andere funktionieren kann. Wenn du nicht genug Wissen hast, weisst du nicht wie du klimafreundlich leben kannst und wenn du keine Beziehung zur Natur hast, dann können gute aber schwierige Umsetzungsmöglichkeiten sehr schnell verworfen werfen. Im Idealfall werden alle drei Teile von uns als Leitungspersonen gelebt, so dass wir diese relativ natürlich und durch unsere Vorbildfunktion an unsere Kids und Teens weitergeben. Schauen wir uns an, wie wir diese drei Ebenen praktizieren können:

1. Beziehung zur Natur:

Wir haben die Tendenz zu denken, dass nur eine praktische Umsetzung des Klimaschutzes in verschiedenen Bereichen eine nachhaltige Kinder- und Jugendarbeit charakterisiert. Als wäre ein ein Jungschinami nur dann nachhaltig, wenn wir im Wald ein fleischloses Gericht mir saisonalem und lokalem Gemüse kochen. Als würde sich ein kirchlicher Unterricht nur dann mit dem Thema Klimaschutz auseinandersetzen, wenn sie gemeinsam die Schöpfungsgeschichte anschauen. Ich glaube, dass dies ein Missverständnis ist. Natürlich sind diese zwei Beispiele zwei Formen von einem nachhaltigen Kinder- und Jugendprogramm (die ich weiter unten auch aufzählen werde), aber wir dürfen eine ganz grundsätzliche Ebene dabei nicht vergessen: es geht darum, dass wir, zusammen mit unseren Kids und Teens, eine neue Beziehung zur Natur aufzubauen. 

«Die Weltsicht, die Google uns vermittelt, genügt nicht. Wir müssen uns berühren lassen, staunen, diese Erkenntnisse über den Kosmos, über die Erde und über die Natur auf uns beziehen, weil es Erkenntnisse über uns selber, über unsere Vorfahren und über unsere tiefste Wirklichkeit sind. Solche Emotionen können unser Leben verändern.»

Leonardo Boff, Befreit die Erde, Stuttgart 2015, S. 54.

Wir und unsere Kids leben in einer Zeit, wo wir uns nicht mit der Natur auseinandersetzen müssen, wenn wir nicht wollen. Wir können die Milch aus dem Kühlschrank nehmen, ohne zu wissen, wie eine Kuh in der Schweiz lebt, über eine Teerstrasse laufen ohne zu wissen, wie dieses Stück Erde vorher ausgesehen hat, durch einen Wals gehen ohne zu wissen, welches geniale Zusammenspiel von Pflanzen und Tieren nötig ist, um ihn am Leben zu erhalten. Dies müssen wir neu lernen. Wir müssen neu lernen, diese Natur mit dem Respekt und der Wertschätzung anzuschauen, die sie verdient. Mit der sie auch Gott anschaut.

«HERR, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter. Da ist das Meer, das so groß und weit ist, da wimmelt’s ohne Zahl, große und kleine Tiere.»

Psalm 104, 24-25

In diesen 104. Psalm sollten wir einstimmen können. Das könnt ihr schaffen, indem ihr euch mal wieder bewusst Zeit nehmt für die Natur. Lernt wieder zu staunen und schaut, dass eure Kinder es nicht verlernen! In diesem Bereich kann man oft am meisten von den Kindern selbst lernen, denen es viel leichter fällt, eine Beziehung zu der Natur und vor allem auch ihren Lebewesen aufzubauen. Eine Freundin erzählte mir neulich, dass ihr Sohn sie fragte, bitte nicht mehr Nutella zu kaufen, nachdem er eine Dokumentation über Orang-Utans sah und dort mitanschauen musste, wie ihr Lebensraum verkleinert wird, um Palmöl anzubauen. Er baute eine Beziehung zu den Orang-Utans auf und entschied sich dazu, sein Leben (und das seiner Familie) zu ändern. 

Wir müssen uns neu bewusst werden, dass wir nicht die Herrscher über die Erde sind, sondern ein Teil ihrer Familie. Lasst uns also unsere Familienmitglieder genauer kennen lernen!

2. Wissen / Information:

Wenn ihr über das Thema Klima und Klimawandel mit euren Kindern und Jugendlichen sprechen wollt, dann müsst ihr darüber Bescheid wissen. Wenn ihr zeigen wollt, dass das Thema euch am Herzen liegt, dann wendet die Zeit auf, um euch das entsprechende Wissen zu erarbeiten. Das macht es auch leichter, wenn euch mal jemand in Frage stellt und es hilft, euer eigenes Handeln zu hinterfragen und gegebenenfalls zu ändern.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, dieses Wissen zu erlangen. Wählt aus, welche Form euch am besten entspricht und tauscht mit anderen aus, wie sie dies handhaben.

Die ersten beiden Kategorien der Klimawissenschaft und der Ökotheologie sollen vor allem den Leitungspersonen helfen, die nötigen Hintergrundinformationen zum Thema Klimawandel zu erhalten, um dies entsprechend mit den Kindern zu thematisieren. In den unteren Kategorien der Kinderbücher, Filme und Serien und unter Weiteres findet ihr daneben auch Ressourcen, Informationen direkt an die Kinder und Teens weiterzugeben, damit diese lernen, sich selbst mit der Informations-Seite der Klimaproblematik auseinanderzusetzen.

Klimawissenschaft:
  • Naomi Klein: „Warum nur ein Green New Deal unseren Planeten retten kann“ (2019) und „Die Entscheidung: Kapitalismus vs. Klima“ (2014) – Beide Bücher der kanadischen Autorin sind gut lesbar und geschrieben für solche, die sich mehr mit der Frage auseinandersetzen wollen, wie unsere Politik und unsere Wirtschaft sich verändern müssten in Zeiten des Klimawandels.
  • Nelles & Senner: „Kleine Gase – Grosse Wirkung“ (2018) – Dieses Buch gibt eine grafische Übersicht über die Wissenschaft hinter der aktuellen Klimadebatte. Für alle geeignet, die (wie ich selber auch) Informationen am Besten visuell verarbeiten und aufnehmen können.
  • Extinction Rebellion: „Wann wenn nicht wir*“ (2019) – Das Buch der Bewegung Extinction Rebellion (XR), die 2018 in Grossbritannien ihren Anfang nahm, zeigt in verschiedenen Artikeln auf, wie es um das Klima steht und was der Mensch dagegen tun kann. Dabei gibt es eine Einführung in Klimaaktivismus und auch den gewaltfreien Widerstand. Dass sich auch viele Christen XR anschliessen oder mit ihnen sympathisieren, finde ich spätestens nach dem Lesen ihrer Declaration of Rebellion keine Überraschung mehr.
  • Elizabeth Kolbert: „Das 6. Sterben“ (2015) – Dieses Buch ist gut geeignet für alle, die sich für die Themen der Artenvielfalt und dem Aussterben der verschiedensten Arten interessieren. Die Klimaerwärmung und das Massenaussterben der Arten beeinflussen und verstärken sich gegenseitig und kommen aus der gleichen Quelle: dem unbegrenzten Eingriff des Menschen in die Natur. Naturschützer gehen davon aus, dass wir jeden Tag ca. 100 Tier- und Pflanzenarten unserer Schöpfung verlieren.
Öko-Theologie:
  • Leonardo Boff: „Befreit die Erde“ (2015) – In diesem kleinen Büchlein gibt Boff eine Kurz-Übersicht über eine Ökotheologie, die von der Theologie der Befreiung inspiriert ist. Es ist eine super Einführung für alle, die theologisch interessiert sind, aber kein 300-seitiges Buch lesen wollen.
  • Papst Franziskus: „Laudato Si'“ (2015) – Der „Klimapapst“ widmete sein zweites Buch ganz dem Klimawandel und schreckt auch nicht davor zurück, die Wirtschaft anzuklagen für ihren Anteil am Problem. Schöne, biblisch fundierte Gedanken, die zum Nach- und Weiterdenken anregen. Cool ist, dass die Enzyklika gratis vom Vatikan zum Download angeboten wird.
  • Dorothee Sölle: „Lieben und Arbeiten“ (2001) – Für Theologie-Nerds, die bereits ein bisschen in der theologischen Sprache drin sind und mehr über eine Ökotheologie (inspiriert von einer feministischen Sicht) wissen wollen. Eines meiner absoluten Lieblingsbücher!
Filme und Serien:

Bei diesen Filmen und Serien ist es sehr wichtig, dass die Leitenden diese vorher selbst geschaut haben und wissen, welche Informationen und Bilder diese beinhalten. So wisst ihr, ob ihr dies euren Kids oder Teens zutrauen könnt. Zudem empfehle ich, aktuelle Daten zu den angesprochenen Themen bereit zu halten, ein wenig weitere Recherche zu betreiben und Zeit einzuplanen, um nach dem Film oder der Episode mit den Kids oder Teens ins Gespräch zu kommen, damit sie das Gesehene verarbeiten können. Dies sind oft keine „Feel Good“-Filme à la „Findet Nemo“ aus denen man einen chilligen Kinoabend im SoLa machen sollte.

  • Film: „Before the Flood“ (2016) – Leonardo DiCaprio gibt einen Überblick über die Klimasituation, in politischer, sowie wissenschaftlicher Hinsicht. Ein guter Film als Einstieg ins Thema für solche, die sich noch nicht sehr mit der Thematik auseinandergesetzt haben. Ich empfehle den Film für Teens über 13, da die Zusammenhänge teilweise sehr schnell erklärt werden. Da aber einfache Sprache benutzt wird, lässt sich trotzdem gut folgen.
  • Film: „Tomorrow“ (2015) – Diese Dokumentation zeigt verschiedene kreative Lösungsansätze für das Problem der Klimakrise. Inspirierend und eine nette Abwechslung zu anderen Klima-Dokumentationen, die oft einen eher deprimierenden Nachgeschmack hinterlassen.
  • Serie: „Unser Planet“ (2019) – Die jeweils ca. 50-minütigen von Netflix produzierten Folgen geben einen Einblick in die verschiedenen Klimazonen unserer Erde und ihrer Lebewesen. Dabei wird vor allem auch der Einfluss des Klimawandels auf die verschiedenen Tierarten untersucht. Besonders empfehlenswert finde ich die Folgen „Eiswelten“ und „Küstenmeere“, sowie auch den Film „Unser Planet – Hinter den Kulissen“, welcher zeigt, wie die einzelnen Aufnahmen zustande kommen. Natur-Dokus sind vor allem gut, um das Thema mit Kindern zu thematisieren und die erste Ebene einer „Beziehung zur Natur“ zu erreichen (aber Achtung: nicht alle Episoden von „Unser Planet“ sind für Kinder geeignet! Unbedingt vorher selbst anschauen).
  • Film: „Cowspiracy“ (2014) – Dieser Film (den ich vielleicht erst für 16+ empfehlen würde) beschäftigt sich mit der Ernährungsindustrie und welchen Anteil diese an den globalen CO2-Emissionen hat. Dabei zeigt er auch, wie eine Lobby auch einen Einfluss auf die Informationen haben, die wir erhalten. Der Film bietet somit eine gute Grundlage, um mit Teens über das Thema Ernährung, aber auch Lobbyismus und Politik im Bereich des Klimaaktivismus ins Gespräch zu kommen. Hinweis: Genau auszurechnen, wie viel CO2 die Fleischindustrie produziert, ist schwierig, weshalb ihr im Internet auf viele verschiedene Daten dazu stossen werdet, die teilweise auch den Daten aus dem Film widersprechen. Die grossangelegten Studien von WWF, Greenpeace, UNO, etc. sind sich aber einig, dass es ein nicht zu unterschätzender Anteil ist (die Zahlen gehen von min. 25% bis zu max. 70% unseres gesamten CO2-Ausstosses).
YouTube-Videos
  • „Was passiert, wenn die Erde 4°C wärmer wird?“ – Dieses 12-minütige Video von Simplicissimus eignet sich perfekt für einen Einstieg ins Thema Klimawandel. Ich benutze es seit der Empfehlung eines Freundes bei fast jedem Workshop oder Vortrag.
  • „The diet that helps fight climate change“ – Dieses Video gibt eine Kurz-Erklärung (leider nur auf Englisch) darüber, wie wir unsere Ernährung verändern können, um unsere CO2-Emissionen zu verringern.
  • Umwelt-Heuchler?! Umweltschutz und Klimawandel“ – Die Chemikerin Mai erklärt hier kurzweilig und interessant, warum wir ein solches Problem mit „Heuchlern“ haben, v.a. im Klimabereich. Super Ressource für alle, die sich schon einmal zu oft rechtfertigen mussten (oder wer kennt den Facebook-Kommentar nicht: „aber als jemand, der sich fürs Klima einsetzt finde ich es jetzt ziemlich heuchlerisch, dass du…“).
Kinderbücher:
  • Piotr Socha: „Bienen“ – In coolen Grafiken wird das Leben der Bienen dargestellt. Dies kann ein hilfreiches Buch sein, wenn man besonders die Bienen und ihre aktuellen Bedrohungen mit Kindern anschauen will.
  • Kristina Scharmacher-Schreiber und Stephanie Marian: „Wie viel wärmer ist 1 Grad? Was beim Klimawandel passiert“ – Ganz ehrlich, dieses Buch habe ich nicht für Kinder, sondern für mich selbst gekauft. Es ist ein super Beispiel dafür, wie auch einfache und verständliche Sprache ein komplexes Thema wie den Klimawandel erklären können.
  • Giancarlos Marie und Carolina Zanotti: „Unsere Erde – wenn wir sie schützen, schützt sie uns“ – mit Abstand das schönste und kreativste Bilderbuch, das ich zum Thema gefunden habe!
  • Miriam Holzapfel: „Das Bessermacher-Buch“ – in diesem Buch sind viele tolle Ideen gesammelt, wie schon Kinder etwas zu einer besseren Welt beitragen können. Hier finden sich auch super Ideen, die wir mit der Sonntagsschule oder der Jungschar umsetzen können.
  • Gerda Raidt: „Müll – Alles über die lästigste Sache der Welt“ – Mit einfacher Sprache und Grafiken wird erklärt, warum wir ein Müllproblem haben und wie jedes Kind etwas zur Lösung beitragen kann.
Weiteres:
  • Fussabdruck-Rechner von WWF – Dieser ist vor allem für Teens geeignet, denn hier können sie ihren persönlichen Fussabdruck ausrechnen und sehen, wo sie noch Verbesserungsbedarf im Bereich nachhaltiges Leben haben.

3. Praktische Umsetzung:

In diesem Abschnitt könnte ich jetzt erzählen, dass schon kleine Wechsel einen Unterschied machen können und dass, wenn wir alle nur genug recyclen und mit Erdgas-, statt Benzin-Autos rumfahren, wir die Klimakrise abwenden können. Aber dies wäre schlicht gelogen. Es braucht einen weitreichenden System-Wechsel, in dem wir unsere Gesellschaft, die in Wirtschaft, Konsum und Politik auf einen grenzenlosen Wachstum ausgerichtet ist, auf eine Welt mit endlichen Ressourcen umstellt. Dafür reichen kleine Änderungen nicht – was aber nicht bedeutet, dass wir auch diese kleinen Anpassungen unterlassen dürfen. Jede*r muss tun, was er/sie kann, im Wissen darum, dass wir uns auf wirtschaftlicher und politischer Ebene ebenso für die grossen Wechsel einsetzen müssen. 

Was ich immer wieder beobachte, wenn es darum geht, dass ein Individuum sein Leben oder eine Institution ihren Weg ändern will, ist dass es zwar eine grosse Vision, aber viele kleine Schritte benötigt. Beides in einer Balance zu halten, die vorwärts laufen möglich macht und Verzweiflung so weit wie möglich verhindert ist eine Kunst, die es auch zu Zeiten des Klimawandels zu meistern gibt. Unsere grosse Vision muss ein Systemwandel in unserem Land und unserer Welt sein, die kleinen Schritte können wir aber bereits in unserem Alltag gehen. So erlangen wir ein Stück Kontrolle über eine Situation und ein Problem, das uns zu überfordern scheint und unsere Forderungen erhalten mehr Glaubwürdigkeit.

Aber Achtung: Das bedeutet nicht, dass Jede*r, der/die eine klimaneutrale Schweiz fordert, auch 100% klimaneutral leben muss. In den mitteleuropäischen Ländern ist dies grundsätzlich fast unmöglich und diese Form der Kritik führt selten zu einer konstruktiven Diskussion über klimaneutrales Handeln… was natürlich gewisse Politiker*innen, Medienschaffende oder zornige Facebooker*innen nicht davon abhält, trotzdem mit viel Ehrgeiz auf jugendlichen Streiker*innen rumzutreten. Und dann wundern sie sich auch noch ab dem «OK Boomer»-Trend. Zu diesem Thema gibt es übrigens ein spannendes Interview mit dem Philosophen Valentin Beck auf Beobachter.ch

«Es ist wichtig, persönliches und politisches Verhalten möglichst in Einklang zu bringen. Wir können das aber innerhalb der bestehenden Strukturen nur bis zu einem gewissen Grad tun. Deshalb sollten wir die Rolle, die ein Individuum spielen kann, nicht überschätzen. Jeder von uns hat eine persönliche Verantwortung zu einem umweltbewussten Lebensstil und eine Verantwortung, die gesellschaftlichen Hintergrundbedingungen zu verändern, in denen wir alle agieren. Das sind zwei verschiedene Dinge, die man ganz klar unterscheiden muss

Valentin Beck im Interview mit beobachter.ch

Also lasst uns dies mal auf einen Jungscharnachmittag runterbrechen: In der Andacht sprichst du mit deinen Jungschärler*innen über Gottes Schöpfung, während du mit ihnen im Wald sitzt und ihnen aufzeigst, wie jeder einzelne Baum zu einem Erhalt der Schöpfung beiträgt, die Gott geschaffen hat. Glückwunsch, du hast die Ebene der Beziehung und der Information in den Jungscharnami eingebracht! Wenn du nun aber im Geländespiel unnötig Plastik verbrauchst, das Material mit dem Auto abholen lassen lässt oder am Schluss jedem Jungschichind das neue Programm in laminierter Form mitgibst, werden sie dir den ganzen Andachtsteil wohl kaum abnehmen. Es braucht also alle drei Ebenen, die sich gegenseitit ergänzen und die nochmals jüngere Generation dazu ermutigt, bereits jetzt einen anderen Lebensstil umzusetzen. 

Hier also einige Tipps, wie ihr ganz praktisch in eurer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen einen Unterschied machen könnt:

Nachhaltige Ernährung:

Achtet beim Kochen für und mit Kindern und Jugendlichen darauf saisonale und lokale Gemüse und Früchte zu kaufen. So wird ein Transport quer durch Europa oder gar über einen Ozean und der entsprechende CO2-Ausstoss gespart. Achtet auf eine fleischarme Ernährung: höchstens eine Fleischportion pro Tag, wobei Poulet hier die nachhaltigste Option ist. Achtet auch hier wieder darauf, dass es Schweizer Fleisch ist. In vielen Süssigkeiten ist Palmöl drin, welches ein grosser Kontributor zu einer Abholzung des Regenwaldes ist, v.a. in Indonesien. Ersetzt also das Nutella (alle „Kinder“-Produkte beinhalten Palmöl) mit OvoCrunch, welches kein Palmöl beinhaltet. Wenn ihr Hilfe braucht bei einer nachhaltigen Ernährung empfehle ich euch den neuen GreenTopf – eine Anschaffung, die sich fürs PfiLa, aber auch fürs eigene Zuhause lohnt!

P.S: All diese Tipps könnten auch spielerisch in einem Koch-Spiel umgesetzt werden – lasst eurer Kreativität freien Lauf!

G-Spiel zum Thema Recycling

Diese Idee habe ich von der Jungschar Helios in Hombrechtikon. Sie haben ein Geländespiel zum Thema Recycling gemacht, wo die Jungschärler den richtigen Abfall jeweils richtig trennen musste. Eine kreative Art und Weise, den Kindern und Jugendlichen das (doch sehr ausführliche) Recycling-System der Schweiz beizubringen. Informiert euch davor gut als Leiterteam, wie das korrekte Recycling aussieht – ich bin selbst immer wieder mal am Googeln, was jetzt wohin gehört. Zudem gibt es vielleicht auch bei euch im Dorf spezielle Sammelstellen (zBsp. für Tetrapak, o.ä.), auf die es sich lohnt hinzuweisen.

Jungschi-Andacht zum Thema „Schöpfung“

Es gibt einige Bibelstellen, die sich sehr gut dazu eignen, diese mit den Kindern oder Jugendlichen anzuschauen und über das Thema „Klimawandel“ ins Gespräch zu kommen.

Für Kinder empfehle ich: die Schöpfungsgeschichten (1. Mose 1,1 – 2, 4), Psalm 104 oder Psalm 19 (hier könnt ihr die Kinder zum Beispiel ihren eigenen Psalm schreiben lassen) und 1. Timotheus 4, 4-5 (zBsp. um das Thema Artenvielfalt anzuschauen).

Für Jugendliche empfehle ich: Jesaja 58 (passt besonders in die Fastenzeit und ermöglicht ein Gespräch darüber, wie (Klima-)Gerechtigkeit heute konkret aussehen kann), Hiob 38, 1-30 (ein Monolog Gottes über die Schöpfung), Amos 5, 24 und Micha 6,8 (zwei meiner Lieblingsstellen über die Art der Gerechtigkeit, die Gott von uns fordert).

Abfall reduzieren

Wir merken meist erst am Ende eines Jungscharnachmittages, wie viel Abfall wir an diesem Tag produziert haben. Gewöhnt es euch an, schon bei der Planung eines Nachmittages, eines Lagers oder auch einfach einer Unterrichtslektion darauf zu achten, wie ihr Abfall reduzieren könnt. Muss für die Papierfliegerli neues Papier verwendet werden oder tut es Altpapier auch? Muss ich neues Trassierband verwenden oder haben wir im Mat-Raum schon bereits benutztes, das es noch tut?

Zum Thema Abfall reduzieren gehört schlussendlich auch, den produzierten Abfall richtig zu entsorgen (und nicht etwa im Wald liegen zu lassen). Also: Fötzele!

Du hast weitere Ideen oder Tipps für eine praktischen Umsetzung? Schreibe mir eine Mail an sarah.bach[at]emk-schweiz.ch und ich nimm diese gerne in die Liste mit auf!

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