Braucht es aber im Angesicht der heutigen Weltlage nicht vielmehr ein unruhiges Herz? Ein Herz, dass sich nicht vorschnell abspeisen lässt mit leeren Versprechungen. Ein Herz, dass sich nicht aus Überforderung einlullen lässt und sich der Welt verschliesst.
Lieber Herr Weber,
in ihrem Gastkommentar nehmen Sie Bezug auf die Energiefrage und erklären, inwiefern
sich ihrer Meinung nach die Forderungen der heutigen Klimabewegung gegen den
Menschen richten. Ich kann ihren Ausführungen nicht beipflichten, weder auf politischer,
noch auf theologischer Ebene.
Der Theologie und der Kirche wohnt die Kraft inne, das Leben zu verkünden und zu fördern, wie auch sich mit den todbringenden Mächten zu solidarisieren. Es wird nicht einfach werden, uns dieser Spannung zu stellen – uns ihr aber nicht zu stellen, bedeutet bereits unser Tod.
Wenn unsere Jugendlichen und Erwachsenen bei uns nicht über Sexualität, Lust und Sehnsucht sprechen können, dann werden sie wie so viele Generationen vor ihnen lernen, dass über gewisse Themen in der Kirche halt einfach nicht gesprochen wird, da sie zu obszön, zu unheilig, zu natürlich sind. Sie werden dann entweder eine Kultur des Schweigens und des Tabuisierens mitprägen, weil sie ihre Fragen zur Sexualität nicht stellen und einen Teil ihres Selbst nicht erforschen dürfen… oder sie werden sich andere Orte suchen, an denen sie dies dürfen. Beides kann und darf nicht unser Wunsch sein.
Wer pessimistisch ist, hat eine wunderbare Ausrede, um sich zurückzulehnen und zuzuschauen, wie die Erde weiter brennt – an anderen Orten. Nicht in meinem Garten oder meinem Haus. Und das ist der Clou: keiner kann pessimistisch sein, wenn das eigene Leben in Gefahr ist!
Stell dir vor 22’000 Jugendliche gehen auf die Strasse und keiner spricht darüber.